Pontresina – Tor zu den Schweizer Hochalpen
Wer in das malerische Pontresina ins Schweizer Engadin kommt, muss hoch hinauf fahren. Der traditionsreiche Wintersportort liegt am Berninapass im Val Bernina auf über 1.800 Metern Höhe. Die Landschaft wie aus dem Heidi-Buch wird von imposanten Bergmassiven wie dem Piz Bernina dominiert, der über 4.000 Meter in den Himmel ragt. Kein Wunder, dass Pontresina ein Eldorado für Bergsteiger ist, die die Hotels der rund Zweitausend-Einwohner-Gemeinde im Sommer bevölkern. Mit dem Piz Languard und dem Piz Alv warten noch weiteres hochalpines Gelände auf Gipfelstürmer. Aber auch im Winter fällt Pontresina nicht in einen Dornröschenschlaf. Die beiden Skigebiete Diavolezza und Lagalb befinden sich direkt vor der Haustür.
Sprachlos in Pontresina – Auf den Spuren des Puter
Mit Deutsch findet sich jeder Urlauber in Pontresina hervorragend zurecht. Kaum jemand mit dem man sich nicht im Oberengadin in der Muttersprache verständigen kann. Sei es in den Hotels, Restaurants oder in den zahlreichen Geschäften vor Ort: Man ist immer gut ohne Verständigungsprobleme bedient. Aber wenn die Einheimischen unter sich sind, kann einem manche Unterhaltung wie Böhmische Dörfer vorkommen. Noch etwa 70.000 Menschen sprechen Rätoromanisch, einen uralten Dialekt, der eng mit dem Italienischen verwandt ist. Die Sprache zweigt sich zusätzlich noch in fünf verschiedene Dialekte auf, deren Sprecher untereinander kaum verstehen können. In Pontresina heißt der Dialekt Puter,. Für die weltweite Verbreitung dieser alpinen Sprache sorgt Radio Rumantsch, ein Lokalradio, das ausschließlich auf Puter sendet. Auch als Schriftsprache kann Puter auf eine lange Tradition zurückblicken. Die ältesten erhaltenen Werke gehen auf den Beginn des 16. Jahrhunderts zurück. Um den Erhalt dieser kulturellen Besonderheit zu sichern, ist Puter in den Schulen von Pontresina offiziell neben Deutsch die Unterrichtssprache.
Pontresina: Die typische Architektur des Engadins
Das, was vielen Ferienorten in den Alpen abhandengekommen ist, konnte in Pontresina erhalten werden. Die Gemeinde besitzt noch ihr intaktes dörfliches Bild. Architektonischer Höhepunkt ist das legendäre Grand Hotel Kronenhof im Stil der Belle Époque, dessen Ruf weit über die Grenzen der Schweiz hinausreicht. Charakteristisch sind die massiven Mauerwerke aus Naturstein mit kleinen Fenstern, wodurch viele Häuser wie kleine Burgen wirken. Dadurch kann in den eisigen Wintern nur wenig Wärme nach außen dringen. Für einen freien Blick auf das Geschehen auf den Straßen sorgen liebevoll verzierte Erker, die buchstäblich aus den Gebäuden herausragen. Ansehnlich ausgeschmückt sind zudem Fenster, Fassaden und Ecken. Das besondere an diesen Verzierungen ist, dass sie nicht nur einfach aufgemalt sind, sondern gleich mit einer speziellen Technik in den Verputz geritzt werden. Diese Fertigkeit wird Sgraffito genannt. Die Motive, die so entstehen, sind meistens abstrakte Figuren. Sie bieten dem Betrachter jede Menge Interpretationsmöglichkeiten. Weitere markante Bauwerke im Ort sind die Alte Brücke Punt’Ota und die Begräbniskirche Santa Maria.
Schöne Aussichten von der „Teufelin“
Die Diavolezza, auf Deutsch die „Teufelin“ ist der Aussichtsberg von Pontresina. Er besitzt eine stattliche Höhe von 2.973 Metern und schenkt seinen Besuchern ein wunderbares Panoramabild der umliegenden Alpenkulisse, einschließlich des über 4.000 Meter hohen Piz Bernina. Wer sich nicht auf den beschwerlichen Marsch hinauf machen will, nutzt ganzjährig die Kabinenseilbahn der Berninabahn, die ihre Passagiere fast aus den Zimmern ihrer Hotels im Zentrum von Pontresina in Gipfelnähe bringt. Eine Aussichtsterrasse und ein Restaurant laden zum Verweilen ein. Doch gerade im Winter ist das Diavolezza-Gebiet ein Anziehungspunkt für Aktivurlauber. Zahlreiche Pisten unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade sind hier zu finden. Höhepunkte der Skisaison sind die Glüna Pleina. Dabei handelt es sich um nächtliche Talabfahrten ohne Flutlicht. Maximal fünf Mal jährlich genügt das Licht des Vollmondes, um dieses einmalige Ski-Erlebnis zu genießen. Der Name des Berges geht übrigens auf eine alte Sage zurück, nach der hier einst eine verführerische Bergfee gelebt haben soll. Sie soll die Männer derart um den Verstand gebracht haben, dass sie reihenweise unvorsichtig in die Gletscherspalten stürzten.
Eine unvergessliche Fahrt mit der Berninabahn
Tausende von Bauarbeitern haben zu Beginn des 20. Jahrhunderts keine Mühen gescheut, um eine der schwierigsten Bahntrassen der Welt zu realisieren. Von dieser Energieleistung profitieren die Reisenden noch heute. Welche Zugstrecke kann schon von sich behaupten, ein Welterbe der UNESCO zu sein? Die Berninabahn hat sich diesen Titel redlich verdient. Denn als Meisterwerk der Ingenieurstechnik verbindet sie den mondänen Schweizer Kurort St. Moritz mit dem italienischen Tirano und macht dabei natürlich auch in Pontresina Halt. Während der Fahrt überwindet der Zug atemberaubende Steigungen von bis zu sieben Prozent – ein Weltrekord. Verträumte Bergdörfer, exakt 196 Brücken und 55 Tunnel werden dabei passiert. Die Szenerie wirkt auf die Passagiere wie eine Modelleisenbahnlandschaft, nur dass dieses schweizerisch-italienische Grenzland von realer Schönheit ist und man in vielen schönen Hotels der Region seine Ferien verbringen kann. Einer der vielen Höhepunkte entlang der Strecke ist der Viadukt bei Filisur, der in einem Tunnel mündet. Hier sieht es so aus, als würde der Zug von einer schroffen senkrechten Felswand schier verschluckt werden.